Wochenmarkt Erfurt

Genuss vor fabelhafter Kulisse

Hoch aufragende Türme, geschichtsträchtige Mauern und Fachwerkhäuser – die Szenerie rings um den Wochenmarkt unterhalb des Doms könnte spektakulärer nicht sein. Erfurt ist nicht nur die Landeshauptstadt Thüringens, sondern eine der bedeutendsten Handelsplätze seit dem Mittelalter. Und noch heute herrscht reges Treiben auf den Plätzen der historischen Altstadt: Obst, Gemüse, Backwaren und Wurstspezialitäten bieten Händlerinnen und Händler sowie Produzenten des Erfurter Umlandes fast täglich auf dem Wochenmarkt am Domplatz an.

Es ist ein kühler und klarer Herbsttag, die Sonne strahlt und taucht das Marktgeschehen am Domplatz in ein besonderes Licht. Die Silhouetten von Dom und St. Severikirche überragen den riesigen Platz, auf denen an Wochentagen an die 30 Händlerinnen und Händler ihre Waren sorgfältig in Kisten und Körben drapiert haben. An manchen Samstagen steigt die Zahl sogar auf über 50 Verkaufsstände. Dazwischen stehen Verkaufswägen mit beleuchteten gläsernen Theken wie der vom Wildhandel Möller. „Probieren Sie doch mal unsere Hirschsalami“, sagt Bianka Möller zu einer Kundin und reicht ihr ein Scheibchen zum Kosten. Möllers sind seit fünf Jahren mit ihrem rollenden Marktstand auf dem Domplatz. Ihre Spezialität: Wildprodukte. Besonders beliebt seien die Wildsülze und Leberpaté: „Die Variante vom Reh ist mit Preiselbeeren verfeinert, die Leberpaté vom Wildschwein mit Pinienkernen“, erklärt Bianka Möller, die Chefin des Wildhandels. Das Wild für die Produkte stamme ausschließlich aus heimischer Natur, beispielsweise vom nordöstlichen Teil des Thüringer Beckens und den Wäldern rings um das Schloss Beichlingen. In der Verkaufstheke haben Möllers zudem Spezialitäten von der Schafskäserei Ziegenried, einem familiengeführten Landhof in der Nähe von Arnstadt.

Qualitätsspargel für Feinschmecker

Einen Stand weiter hat Händler Dirk Stern aus Elxleben viel zu tun – er kommt kaum hinterher, um die Wünsche der Standbesucherinnen und -besucher zu erfüllen, so groß ist der Andrang am Mittwochmorgen. Er gehört mit seinem Obst- und Gemüseangebot mittlerweile zur festen Instanz auf dem Wochenmarkt. Seit 30 Jahren verkauft er hier Obst und Gemüse. Aus eigenem Anbau sei der Blumenkohl, die Kartoffeln und heimische Kräuter wie Petersilie, Schnittlauch und Beifuß. Im Sortiment seines Marktstandes finden sich auch Säfte von „Fahner Frucht“ wie der direkt gepresste, naturtrübe Apfelsaft oder der aromatische Sauerkirsch-Fruchtwein. Die TSB Thüringer Spargel & Beerenfrüchte GmbH ist während der Frühjahrsmonate auf dem Wochenmarkt zu finden und längst zu einem Inbegriff für Thüringer Spargel geworden. „Von Anfang April bis Ende Juni sind wir mit unseren blauen Verkaufsständen vor Ort“, sagt Michael Hampus, einer der beiden Geschäftsführer des Unternehmens. Auf stolzen 150 Hektar Ertragsfläche erstrecken sich die Anbaugebiete des landesweit größten Direktvermarkters für Spargel, Erdbeeren und Rhabarber. Dennoch ist es nicht die Masse, die es ausmacht, sondern die hohe Qualität der Produkte: „Unsere Philosophie ist: Regionalität ist beste Qualität“, so Hampus. Der Kutzlebener Spargel schmeckt besonders zart und aromatisch, weshalb er bereits mit der „Goldenen Spargelstange“ ausgezeichnet wurde und von Feinschmeckern in ganz Deutschland hochgeschätzt wird.

„Unsere Philosophie ist: Regionalität ist beste Qualität.“

Michael Hampus, Geschäftsführer TSB Thüringer Spargel & Beerenfrüchte GmbH

Breites Sortiment an Obst und Gemüse

Von Montag bis Samstag, täglich von 06:30 Uhr bis 14:00 Uhr, wechseln auf dem Domplatz Pflanzen und Stauden, Backwaren, Fleisch- und Wurstwaren, Fisch und Geflügel sowie Obst und Gemüse ihre Besitzer. „Aber nicht nur hier“, meint Sven Kaestner, Leiter der Abteilung Märkte und Stadtfeste in Erfurt, und fährt fort: „Wir haben noch weitere Stadtteilmärkte, beispielsweise am Moskauer Platz, am Roten Berg und am Johannesplatz.“ Auf dem Moskauer Platz findet man unter anderem Fischer-Gemüse. Das Unternehmen bietet erntefrisches Gemüse aus eigenem, naturnahen Anbau an. Seit 1874 und in aktuell fünfter Generation wird Gemüsegärtnerei betrieben, saisonal bedingt mit bis zu 30 Gemüsearten, das ist einmalig in Thüringen.

Köstlichkeiten vom Thüringer Duroc-Schwein und würzig grobe Leberwürste mit Majoran-Note

Zurück zum Domplatz. Hier macht ein weiterer Stand auf sich aufmerksam: Maik Hofmann preist „Feine Fleisch- und Wurstwaren“ aus der Landfleischerei Aschara an, wie auf dem Verkaufswagen zu lesen ist. Am besten verkaufe sich das frische Gehackte, die Rotwurst und Fleisch von Thüringer Duroc-Schweinen, sagt Hofmann – und muss es wissen, denn auch er steht schon seit über einem Jahrzehnt auf dem Wagen am Domplatz. Die Produkte, die hier in den Einkaufskörben der Käuferinnen und Käufer landen, seien zu hundert Prozent regional erzeugt, vom Anbau der Futtermittel bis zum fertigen Produkt an der Wursttheke. Die Original Thüringer Leberwurst, die Original Thüringer Rostbratwurst und die Original Thüringer Rotwurst dürfen sich sogar mit EU-Siegel „Geschützte geographische Angabe“ (g.g.A.) schmücken. Und wie sieht es mit persönlichen Favoriten aus? Da ist Maik Hofmann traditionell eingestellt: „Am späten Morgen hat mein Großvater jeden Tag ein zweites Frühstück genossen, grobe Leberwurst mit frischen Brötchen oder einer Scheibe Brot. Und so handhabe ich es auch.“ Die „Grobe“ wird über Buchenrauch geräuchert und duftet herrlich würzig; der Geschmack mit einer leichten Majoran-Lebernote ist köstlich, wie sich später bei einer Brotzeit herausstellt.

Erfurter Märkte: Tradition seit dem 8. Jahrhundert

Die Wochenmärkte in Erfurt sind seit Jahrhunderten etabliert und bis in die heutige Zeit beliebte Einkaufsgelegenheiten für Bewohner und Gäste der Stadt. Die Geschichte des Marktes hat Dr. Antje Bauer, Direktorin des Stadtarchivs in Erfurt, genau erforscht: Bereits im 8. und 9. Jahrhundert fanden regelmäßig Märkte statt, die von Fernkaufleuten besucht wurden; seit 1331 sind Erfurter Jahrmärkte schriftlich belegt. „Märkte waren die Ladengeschäfte des Mittelalters“, weiß Bauer zu berichten. Vor allem der Handel mit Waid und Brunnenkresse machte Erfurt weithin bekannt, ab dem 18. Jahrhundert auch der erwerbsmäßige Gartenbau. Der Reiseschriftsteller Karl Emil Franzos beschrieb Erfurt als „Meer von berauschend duftenden, in allen Farben leuchtenden Blüten: Rosen und Veilchen, Reseden, Levkojen und Tulpen, Balsamienen.“ Und so ist es bis heute – die Blumenfelder im Erfurter Borntal erinnern daran.

Wochenmarkt Erfurt

Adresse

Erfurt Domplatz

Öffnungszeiten

  • Montag bis Samstag von 06:30 Uhr bis 14:00 Uhr
  • Hinweis: Am Mittwoch, Freitag und Samstag zusätzlich Hartwarenmarkt

Marktstände und Angebot

Ca. 30-50 Stände, die Lebensmittel aus folgenden Bereichen anbieten:

  • Obst- und Gemüsehändler
  • Fleisch- und Wurstwaren
  • Fisch
  • Geflügel & Eier
  • Käse
  • Blumen, Pflanzen, Stauden
  • eingelegte Spezialitäten
  • Produkte aus Bioanbau

Weitere Wochenmärkte der Stadt Erfurt

Wochenmarkt Roter Berg
Roter Berg/Julius-Leber-Ring, 99087 Erfurt
Öffnungszeiten: Di. und Do. 9–17 Uhr, Sa. 8–12

Wochenmarkt Moskauer Platz
Moskauer Platz 1, 99091 Erfurt
Öffnungszeiten: Do. 9–17 Uhr, Sa. 8–12 Uhr

Wochenmarkt Drosselberg
Drosselberg/Ernst-Haeckel-Straße, 99097 Erfurt
Öffnungszeiten: Mo., Mi., Fr. 9 –17 Uhr

Wochenmarkt Berliner Platz
Berliner Platz, 99089 Erfurt
Öffnungszeiten: Mo., Mi., Fr. 9 –17 Uhr

Wochenmarkt Riethmarkt
Platz der Völkerfreundschaft (Riethmarkt), 99089 Erfurt
Öffnungszeiten: Mo., Mi., Fr. 9 –17 Uhr

Wochenmarkt Johannesplatz
Johannesplatz/Wendenstraße, 99086 Erfurt
Öffnungszeiten: Mi., Fr., 9–14 Uhr

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